Guter Schlaf ist für das persönliche Wohlbefinden sehr wichtig. Deshalb werden bei emovis regelmäßig Studien zu Schlafstörungen und damit verbundenen Erkrankungen im hauseigenen Schlaflabordurchgeführt. Doch was passiert eigentlich in so einer „Schlafnacht“? Und kann man in einem Labor eigentlich wirklich schlafen? Solche Fragen erreichen uns sehr häufig. Studienkoordinatorin Julia Welle (Foto) erklärt im Interview, was eigentlich eine PSG ist und warum bärtige Männer sich davor in Acht nehmen sollten.
Welche Krankheiten werden im Schlaflabor von emovis untersucht? Welche Geräte habt ihr da, und welche Untersuchungen kann man denn mithilfe dieser Geräte überhaupt machen?
Wir führen bei uns im Schlaflabor vorwiegend Insomnie-Studien durch, wo es um Ein- und Durchschlafstörungen geht. Wir haben aber auch schon Depressionsstudiendurchgeführt, bei denen die Patienten sich für 24 Stunden, also auch tagsüber, im Schlaflabor aufgehalten haben.
Die Aufzeichnung in der Nacht nennt sich Polysomnographie (PSG), bei der EEG- und EKG-Ströme gemessen werden. So können die Schlafstadien bestimmt werden, wie gut die Patienten also ein- und durchschlafen und wie lange sie schlafen. Es können aber auch – und das ist besonders wichtig – Nebenerkrankungen festgestellt werden, die zu den Schlafstörungen führen könnten und die die Patienten selbst aber nicht bemerken. Beispielsweise das Restless Legs-Syndrom oder Schlafapnoe, also kurze Atemaussetzer im Schlaf, können mit Elektroden an den Beinen und einer Atemmaske diagnostiziert werden. Das wird normalerweise bei jedem Patienten in der ersten Nacht im Schlaflabor untersucht, weil solche Nebenerkrankungen meistens zum Ausschluss aus der Studie führen.
Für die PSG werden Elektroden nach einem bestimmten Schema am Kopf aufgeklebt. Weil jeder Kopf aber unterschiedlich ist, muss der Kopf des Patienten bei der ersten Übernachtung einmal ausgemessen werden, um diese Punkte zu bestimmen. Einige der Elektroden werden mit Kollodium befestigt. Dieser Kleber wird ziemlich fest, damit eben niemand in der Nacht den Schlaf des Patienten stören muss, umdie Elektroden neu anzubringen. Der Kleber lässt sich aber durch Duschen und Ausbürsten wieder vollständig entfernen.
Tatsächlich halten die Elektroden besser, je weniger Haare ein Patient hat. Es kam schon vor, dass bei Männern mit Vollbart die Elektroden am Kinn nicht richtigbefestigt werden konnten. Wenn derjenige dann nicht bereit ist, sich zu rasieren, dann kann er auch nicht an der Studie teilnehmen.
Ich finde die Vorstellung, verkabelt zu sein, sehr gewöhnungsbedürftig. Bin ich da nicht stark in meiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt? Also, kann ich mich noch im Schlaf drehen, und kann ich zum Beispiel auch mal auf die Toilette gehen?
Vor einigen Jahren war es noch üblich, dass die Messgeräte stationär waren, man das Bett also nicht verlassen konnte.
Bei unseren Geräten ist der Vorteil, dass der batteriebetriebene Rekorder, an dem alle Signale zusammenlaufen, direkt am Körper im Brustbereich festgemacht wird. Man kann also komplett verkabelt auch in der Nacht zur Toilette gehen und sich freibewegen, ohne dem Personal Bescheid zu sagen. Außerdem werden die Kabel hinten zusammengefasst, damit die Patienten möglichst wenig in ihrer Bewegungsfreiheiteingeschränkt sind und sich auch im Schlaf ohne Probleme drehen können. Es kann vorkommen, dass die Nachtwache eine Elektrode neu befestigen oder austauschen muss, wenn Übertragungsfehler festgestellt werden. Das wird aber so selten und so unaufregend wie möglich gemacht, um die Patienten nicht aus dem Schlaf zu reißen. Beispielsweise wird dazu das Licht im Zimmer nicht eingeschaltet.
Wann muss ich abends zu meiner Schlafnacht da sein? Gibt es streng festgelegte Zeiten, zu denen man da sein und einschlafen sowie aufwachen muss, oder gibt es da ein bisschen Spielraum?
Es ist sehr oft in den Studien vorgegeben, ob es eine feste Zubettgehzeit gibt oder ob sie vom Patienten frei wählbar ist. Die Einschlafzeit wird aber aus den Tagebucheinträgen ermittelt, also an den sonstigen natürlichen Schlafgewohnheiten des Patienten ausgerichtet. Wenn also ein Patient normalerweise um 23:30 Uhr schlafen geht, werden wir ihn nicht um 21 Uhr ins Bett stecken.
Vor dem Schlafengehen gibt es, je nach Studienprotokoll, verschiedene Voruntersuchungen, für die auch teilweise feste Zeitfenster vorgegeben sind. Das können Vitalparameter, Alkohol- und Drogentests oder kognitive Tests sein. Damit dafür und für das Verkabeln, also das Anbringen der Elektroden und die Kalibrierung der Messgeräte genügend Zeit ist, sollen die Patienten etwa zwei Stunden vor der Schlafenszeit im Schlaflabor ankommen.
Eine Schlafnacht dauert acht Stunden. Die Aufzeichnung muss nämlich diese Dauer haben, um auswertbar zu sein. Das heißt, wenn ein Patient um 22 Uhr zu Bettgegangen ist, wird er um 6 Uhr am nächsten Morgen geweckt. Er muss aber diese acht Stunden im Bett liegen bleiben. Das heißt, er soll sich die Mühe machen, nicht aufzustehen oder gar ein Buch zu lesen. Wenn er also um vier Uhr morgens aufwachen sollte und nicht wieder einschlafen kann, dann muss er diese zwei Stunden noch im Bett ausharren, bis er geweckt wird.
Wie darf ich mir die Zeit bis zum Einschlafen vertreiben? Darf ich also ein Tablet oder mein Smartphone mitbringen? Gibt es bei euch Fernseher?
Bei uns sollen die Patienten in der Nacht nicht ihr Handy oder andere elektronische Geräte am Bett haben. Wir sammeln also die Smartphones und die elektronischen Tagebücher, die die Patienten meistens in solchen Studien ausfüllen müssen, abends ein. Am nächsten Morgen erhalten sie ihre Geräte aber selbstverständlich wieder zurück. Das liegt einerseits daran, dass es durch elektronische Geräte zu Störungen bei der Datenaufzeichnung kommen kann. Und daneben wirkt sich das eben auch negativ auf die Schlafqualität aus. Wenn man also ständig in der Nacht oder kurz vor dem Schlafengehen auf den Bildschirm schaut und Nachrichtenliest, wird man automatisch wacher.
Wir haben auch Fernseher in den Zimmern, die aber eigentlich für die Studien gedacht sind, bei denen die Patienten sich auch tagsüber im Labor aufhalten. Abends ist es nicht vorgesehen, dass sie sich durch Fernsehen noch ablenken.
Ist die ganze Nacht jemand da, falls ich eine Frage habe?
Es ist die ganze Nacht über Personal da, einerseits als Betreuung und Ansprechpartner für die Patienten, aber auch, um zu gewährleisten, dass die Aufzeichnung auswertbar ist.
Werde ich morgens nochmal untersucht? Wie viel Zeit sollte ich dafür einplanen?
Die morgendlichen Untersuchungen sind von der jeweiligen Studie abhängig. Manchmal werden bereits fünf Minuten nach dem Aufwachen Tests durchgeführt, manchmal erst eine Dreiviertelstunde danach. Dementsprechend variiert auch die Dauer dieser Tests. Bei unseren derzeitigen Studien sollte man eineinhalb Stundeneinplanen, bevor man das Studienzentrum verlassen kann.
Bekomme ich denn morgens auch Frühstück oder einen Kaffee?
Es wird in unserem Zentrum auch ein Frühstück angeboten. Weil aber häufig Blut im nüchternen Zustand abgenommen werden muss und weil die Untersuchungen relativzeitnah nach dem Aufstehen gemacht werden, wird das Frühstück erst nach den Tests angeboten. Wir bereiten Brötchen und Kaffee vor, und die Patienten können sich ihre Brötchen dann selbst nach Belieben belegen.
Kann ich morgens duschen?
Es gibt ein Badezimmer mit Dusche, das sich die bis zu drei Patienten teilen. Weil aber auch die Untersuchungen morgens gestaffelt stattfinden, kommt man sich da kaum in die Quere.
„Schlaflabor“ klingt so steril und kalt. Kann man sich denn da überhaupt wohlfühlen und richtig schlafen? Wie sehen die Zimmer aus?
Es gibt drei Zimmer, die in manchen Nächten alle belegt sind, sodass man auf den Schlaf der anderen Patienten Rücksicht nehmen muss. Man hat sein Zimmer aber für sich allein. Die Zimmer sind bei uns nicht klinisch weiß, sondern sehr wohnlich. Das kommt bei vielen Patienten sehr gut an. Manche Patienten haben uns auch schon gesagt, dass sie sich bei uns wohler fühlen als zu Hause.
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