In den letzten 12 Jahren ist die Zahl der Fehltage der Arbeitnehmer in Deutschland um unglaubliche 46,8% gestiegen. Im Durchschnitt blieb jeder Arbeitnehmer im Jahr 2019 an 18,5 Tagen wegen Krankheit Zuhause Es scheint, alswäre der Aktionstag „Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz“ am 28. April wichtiger denn je. Der Aktionstag wurde 1984 von der ILO(International Labour Organisation) eingeführt, um sichere, gesunde und menschenwürdige Arbeit zu fördern. Die ILO berichtet von etwa 317 Millionen Berufsunfällen auf der ganzen Welt jedesJah. Und schätzt die täglichen Todesfälle erschreckenderweise aufca. 6.000.
Die Sicherheits- und Gesundheitsrisiken schwanken von Beruf zu Beruf und von Land zu Land und dessen Vorkehrungen. In Deutschland ist der Arbeitsschutz rechtlich geregelt, gehört zu den Grundpflichten des Arbeitgebers und dient dem Schutz der Beschäftigten vor arbeitsbedingten Sicherheits- und Gesundheitsgefährdungen. Hierbei geht es hauptsächlich um die Vermeidung von Arbeitsunfällen, die Verringerung ihrer Folgen, den Gesundheitsschutz und den personenbezogenen Schutz bei der Arbeit. Was in diesen Rechtsvorschriften bis jetzt aber noch zu wenig Beachtung findet, ist die psychische Gesundheit.
Wenn die Arbeit krank macht
Sicheeutschland im Thema Arbeitsschutz besser aufgestellt als andere Länder.Aber wie sieht es mit der psychischen Gesundheit aus? Stress ist hier eingrßes Thema: Fast neun von zehn Deutschen fühlen sich von ihrer Arbeitgestresst. Stress kann krank machen: Anhaltende Erschöpfung undMüdigkeit, innere und körperliche Anspannung, Lustlosigkeit und Schlafstörungen.Immerhin plagen mehr als die Hälfte der Arbeitnehmer diese Symptome hin undwieder. Wenn man nicht rechtzeitig reagiert, kann es zum Burnout-Syndromkommen. In Berlin beispielsweise fühlt sich jeder zweite Bundesbürger vonBurnout bedroht. Auch Depressionen können hieraus resultieren. Die WHO schätzt, dass weltweit mehr als 300 Millionen Menschen mit einer Depressionleben Psychische Erkrankungen können zu Arbeitsunfähigkeit führen. Dies ist nicht nur für den Betroffenen eine Katastrophe, auch volkswirtschaftlich entstehen durch die Krankschreibungen Kosten in Milliardenhöhe. Laut der Einschätzung der DAK-Gesundheit, hat die Zahl derKrankheitstage aufgrund psychischer Probleme stark zugenommen, sich in denletzten 20 Jahren gar verdreifacht. Auch die Fälle von Arbeitsunfähigkeit undFrühberentungen steigen
Um dies zu vermeiden und somit die Gesundheit des Einzelnen und aber auch die Wirtschaft zu schützen, sollte frühzeitig reagiert werden. Chronischer Stressmuss früh erkannt und am besten präventiv verhindert werden. Dies bezüglich wurde im Jahr 2016 die Wirksamkeit eines Programms zu Stressreduzierung und Burn-Out-Prävention in einer Studie getestet.
Eine Studie gegen Stress
An der Studie nahmen 88 Personen mit einem überdurchschnittlich hohen Stresslevel und einem Burn-out-Risiko teil. Die Studie fand in einem Kurort statt. Die Teilnehmer wurden in 2 Gruppen geteilt. Eine der Gruppen nahm an einem3-wöchigen Präventionsprogramm teil, welches mit einer Kombination aus Stressmanagement und klassischer Kurortmedizin die akute Stressbelastung der Teilnehmer reduzieren und ihre subjektiven Ressourcen aktivieren sollte. Der Erholungsprozess für Körper und Seele sollte somit eingeleitet und ein guter Umgang mit Stressoren vermittelt werden.
In einem 6-monatigen Nachbeobachtungszeitraum wurde die Wirksamkeit des Programms untersucht. Die Teilnehmer wurden sowohl vor als auch nach dem Präventionsprogramm sowie nach 1, 3 und 6 Monaten schriftlich befragt. Der Fokus lag hierbei auf der Veränderung der empfundenen Stressbelastung. Aber auch Aspekte wie Burn-out-Symptome, Wohlbefinden, Gesundheitsstatus, psychische Symptome, Rückenschmerz und Arbeitsunfähigkeitstage wurden abgefragt.
Die Personen, die das Präventionsprogramm durchlaufen hatten, zeigten in allen Parametern deutliche Verbesserungen. Vor allem direkt nach dem Programm. Die Werte verschlechterten sich im Verlauf der ersten drei Monate und blieben danach für mindestens weitere drei Monate nahezu unverändert. In der anderen Gruppe waren im gleichen Zeitraum keine wesentlichen Veränderungen zu verzeichnen. Empfundene Stressbelastung, emotionale Erschöpfung und weitere Aspekte konnten durch das Programm also deutlich verbessert werden. Langzeiteffekte sowie die Wirkung möglicher Auffrischungskurse wurden in dieser Studie nicht beleuchtet [6].
Wo der Stress herkommt und was wir unternehmen können
Natürlich ist der Arbeitsplatz kein Kurort. Aber stressreduzierende Maßnahmen können trotzdem wunderbar in den (Arbeits-)Alltag eingebaut werden. Bevor Maßnahmenallerdings eingeführt werden können, muss erörtert werden, wo der Stress überhaupt herrührt. Woran liegt es also, dass über die Hälfte der Arbeitnehmer über ihre Arbeit grübeln und sich ausgelaugt fühlen?
Lauteiner Umfrage der pronova BKK, in der unter anderem die Gründe völliger Erschöpfung abgefragt wurden, steht ständiger Termindruck auf Platz 1 mit 34Prozent. Dicht gefolgt durch emotionalen Stress durch Kunden oder Patienten (30Prozent) und Überstunden und ein schlechtes Arbeitsklima (29 Prozent) [7]
Gerade der Arbeitgeber kann frühzeitig eingreifen. Der Fachbegriff hierfür lautet „betriebliches Gesundheitsmanagement“. Dieses Gesundheitsmanagement reicht von finanzieller Unterstützung bei Beiträgen für Fitnessstudios oder andere externe Sport- und Gesundheitsangebote (Vorsorge, Grippeschutz, Ernährungsberatung etc.) bis hin zur perfekten Büroausstattung für einen gesunden Arbeitsalltag. Auch Workshops zur Stressreduzierung für Mitarbeiter können hilfreich sein.
Immerhin erhalten laut einer Befragung der Dekra unter 1.000 Beschäftigten 6 von 10Arbeitnehmern die Möglichkeit, zusätzliche Angebote ihres Arbeitgebers für den Gesundheitsschutz zu nutzen. In 39 Prozent der Firmen gibt es nach Angaben der Beschäftigten allerdings keine derartigen Angebote Die Gesundheitsangebote variieren von Firma zu Firma stark. Bund, Länder und Unfallversicherungsträger arbeiten daher mithilfe der Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie (GDA),einer Kooperationsplattform, eng mit Sozialpartnern zusammen, um Lösungen für eine einheitlichere, wirkungsvollere und effizientere Präventionsarbeit zu entwickeln und somit das Sicherheits- und Gesundheitsbewusstsein bei Arbeitgebern und Beschäftigten zu stärken.
Für Ihren Geschmack passiert in Ihrem Unternehmen zu wenig?
Nehmen Sie Ihr Schicksal selbst in die Hand
Werden Sie selbst aktiv. Auch wenn es erfreulich ist, wenn sich der Arbeitgeberkümmert, letztlich sollte Ihnen Ihre Gesundheit am meisten am Herzen liegen. Je Beruf unterscheidet sich, was für einen Ausgleich Sie brauchen. Sind Sieberuflich nur auf den Beinen und haben nach ihrer Schicht bereits über 10.000Schritte zusammen? Dann ist Entspannung für Sie womöglich ein wichtiges Thema. Meditation oder autogenes Training, vielleicht regelmäßige Wellnessangebote? Auch Sport kann für Sie wichtig sein, um Ihre Muskulatur zu stärken, selbst wenn Sie viel unterwegs sind. Hören Sie auf Ihren Körper und seine Bedürfnisse.
Die meisten Bürger plagt heutzutage aber vermutlich eher das Problem, sich zu wenig zu bewegen. Tipps, wie Sie einfach mehr Bewegung in Ihren Alltag bringen können, finden Sie in unserem Blogbeitrag "Bewegungsmangelbekämpfen".
Wenn Sie in einem Büro arbeiten, gibt es einige Dinge, die sie schnell und problemlos umsetzen können, um die Arbeitsgesundheit zu fördern. Hierein paar Ideen:
Manche Änderungen brauchen mitunter die Zustimmung der Führungsebene. Suchen Sie das Gespräch!
Sie glauben, Ihr Chef/Ihre Chefin hat kein offenes Ohr für solche Themen? Dann probieren Sie ihm/ihr Folgendes zu vermitteln:
In einem gesunden Betrieb mit gesunden Mitarbeitern ist die Motivation höher. Motivierte Mitarbeiter sind der Schlüssel zum Erfolg. Somit können Fehlzeitenminimiert und die Effektivität gesteigert werden. Letztlich wird der wirtschaftliche Erfolg somit vergrößert. Und hier haben wir sie: eine Win-Win-Situation für Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Was will man mehr?
Quellen:
[1] https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/gesundheitsreport-2020-zahl-der-fehltage-wegen-psychischer-erkrankungen-so-hoch-wie-nie/25494602.html
[2] https://www.arbeitsschutz-portal.de/beitrag/asp_news/7240/welttag-fuer-sicherheit-und-gesundheit-am-arbeitsplatz-2019.html
[3] [4] [7] https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/92312/Jeder-Zweite-fuehlt-sich-von-Burnout-bedroht
[5] https://www.bmas.de/DE/Themen/Arbeitsschutz/Gesundheit-am-Arbeitsplatz/Psychische-Gesundheit-Arbeitsplatz/psychische-gesundheit.html
[6] https://www.aerzteblatt.de/archiv/183832/Wirksamkeit-eines-Programms-zu-Stressreduzierung-und-Burn-out-Praevention
[8] https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/82964/Gesundheitsmanagement-Sechs-von-zehn-Arbeitnehmern-bekommen-betriebliche-Angebote
[9] https://www.bueromoebel-experte.de/ratgeber/buero-alltag/15-dinge-gesundheit-arbeitsplatz-ruinieren/
In unserer Studiendatenbank finden eine Übersicht unserer aktuellen Studien. Mit unserem Newsletter bleiben Sie darüber hinaus stets über neue Studien informiert. Melden Sie sich gleich an!