Bei der Entstehung von erblich bedingtem Haarausfall – fachsprachlich androgenetische Alopezie genannt – spielt das sogenannte Dihydrotestosteron (DHT) eine zentrale Rolle. Hierbei handelt es sich um ein Androgen, also ein männliches Geschlechtshormon. Mithilfe des Enzyms 5-alpha-Reduktase wird DHT aus Testosteron, dem wohl bekanntesten Androgen, gebildet. Dieser körperliche Vorgang findet sowohl bei Männern als auch bei Frauen statt. Bei Menschen mit erblich bedingtem Haarausfall besteht eine bestimmte genetische Veranlagung, welche die Haarwurzeln überempfindlich auf DHT reagieren lässt. Durch diese erhöhte Sensibilität verkürzt sich die Wachstumsphase der Haare; sie fallen schneller aus und werden zunehmend dünner, bis die Haarwurzel nur noch von einem kleinen Flaumhaar besetzt ist. Dieses bildet sich manchmal mitsamt der Haarwurzel zurück, ein Prozess, der Miniaturisierung genannt wird.
Bei manchen Frauen ist der erblich bedingte Haarausfall jedoch auch auf eine sogenannte Androgenisierung zurückzuführen. Diese „Vermännlichung“ wird durch einen Überschuss an männlichen Hormonen hervorgerufen und kann sich unter anderem durch eine verstärkte Behaarung, etwa an Kinn, Oberlippe, Brustwarzen, Bauchnabel, Oberschenkeln und im Intimbereich, sowie Akne äußern.
Bis zu 80 Prozent der Männer und bis zu 50 Prozent der Frauen sind im Laufe ihres Lebens von erblich bedingtem Haarausfall betroffen. Der Prozess kann bereits im Jugendalter einsetzen und beginnt schleichend: Die Haare werden an bestimmten Stellen des Kopfes zunehmend dünner, während gleichzeitig die Haardichte abnimmt. Hierbei wird noch einmal unterschieden zwischen einem verstärktem Haarverlust (Effluvium) und sichtbaren kahlen Stellen (Alopezie).
Bei Männern mit erblich bedingtem Haarausfall lichten sich typischerweise zunächst die Haare an den Schläfen und an der Stirn. Es entstehen „Geheimratsecken“ und gegebenenfalls eine Stirnglatze. Zudem können die Haare am oberen Hinterkopf dünner werden, sodass sich eine sogenannte „Tonsur“ bildet. Im weiteren Verlauf können sich die kahlen Stellen vergrößern und ineinander übergehen, bis im Bereich der Schläfen und des Hinterkopfes nur noch ein Haarkranz übrig ist. Das konkrete Ausmaß des Haarausfalls lässt sich jedoch schwer voraussagen. So entwickeln einige Männer bereits im jungen Erwachsenenalter eine Glatze, während manche ältere Betroffene „nur“ Geheimratsecken aufweisen. Insgesamt betrachtet sind jedoch die meisten Männer mit erblich bedingtem Haarausfall ab 70 Jahren sichtlich vom Haarverlust betroffen.
Erblich bedingter Haarausfall – typischer Verlauf bei Männern
Bei Frauen mit erblich bedingtem Haarausfall hingegen lichten sich die Haare üblicherweise im Bereich des Scheitels; dies kann mit verstärktem Haarausfall einhergehen. Die Ausdünnung der Haare kann sich weiterausbreiten, bis Teile der Kopfhaut sichtbar werden. Kahle Stellen entstehen jedoch nur selten. Bei manchen Betroffenenwerden die Haare eher in den Längen zunehmend dünner, während sie im Bereich der Kopfhaut noch dicht bleiben. Einige wenige Frauen entwickeln einen ähnlichen Verlauf wie die Männer, aber nicht so ausgeprägt; zu einer Glatzenbildung kommt es normalerweise nicht.
Erblich bedingter Haarausfall – typischer Verlauf bei Frauen
Zwar handelt es sich bei erblich bedingtem Haarausfall um keine Krankheit, weshalb eine Behandlung an sich nicht notwendig ist. Aber da dichtes Haar allgemeinhin mit Gesundheit und Attraktivität verbunden wird, ist es nur verständlich, dass viele der Betroffenen sehr unter ihrem schwindenden Kopfhaar leiden.
Welch negative Auswirkungen erblich bedingter Haarausfall haben kann, geht unter anderem aus Internetforen-Beiträgen*hervor. So schreiben betroffene Frauen beispielsweise Folgendes:
„[…]Inzwischen sind meine Haare so ausgedünnt, dass ich jeden Tag heulen könnte. Ich gehe kaum noch vor die Tür. […] Ich habe mir gestern ein schwarzes Haartuch gekauft, weil ich mich so schäme.[…] Ich sitze nur noch daheim und warte auf einen Stopp des Haarausfalls. […]“
„[…]Mein Zopf ist sooooooo dünn geworden, dass mir selbst die dünnsten Haargummis aus dem Haar rausrutschen. Ich bin so todunglücklich mit der Haarsituation. […] Mich belastet das sehr schlimm. […]“
„[…] Mich macht es schon fertig und ich schaue permanent anderen Frauen nur noch auf die Haare und bin dann echt deprimiert. […]“
„[…]Ich bin wirklich deprimiert und weine sehr oft, die ganze Sache macht mich richtig fertig. […] Ich hasse ihn [Haarausfall] und will endlich ein Medikament, das mir hilft! […] Momentan bin ich so depressiv, dass ich mich immer in mein Zimmer zurückziehe und andere sofort anfahre und angifte! […] Ich will endlich diese Gedanken und Ängste über mein Haarausfallproblem loswerden! […]“
Auch Männer mit erblich bedingtem Haarausfall können sehr unter dem Haarverlust leiden:
„[…]Ich mache mir extreme Sorgen, dass sich das immer weiter verschlimmert und die Geheimratsecken sich vergrößern, bis diese ‘Tonsur‘ entsteht. Diese Sorge bereitet mir seit Tagen schon schlaflose Nächte. […] Ich weiß, dass es viel Schlimmeres auf der Welt gibt […],jedoch nimmt mir dieser Haarausfall […] EXTREM meine Lebensfreude weg. […] Es gibt kaum etwas anderes, über das ich den ganzen Tagnachdenke. […]“
„[…]Ich bin erst Mitte Dreißig und verliere auch schon viele Haare und man sieht, dass es immer mehr werden. Ich kann und will mich nicht mit der Situation abfinden. […]“
Auch wenn eine Behandlung aus medizinischer Sicht nicht notwendig ist – Aussagen wie diese verdeutlichen, dass erblich bedingter Haarausfall für die Betroffenen psychisch sehr belastend sein kann. Und so ist gut nachvollziehbar, dass viele von ihnen sich eine Therapiewünschen, die ihren Haarverlust wirksam stoppen oder gar rückgängig machen kann.
Wie bereits erwähnt, ist Haarausfall meistens erblich bedingt. Doch in manchen Fällen handelt es sich um eine andere Form von Haarausfall. Daher empfiehlt es sich für Betroffene grundsätzlich, die Ursache des eigenen Haarausfalls medizinisch abklären zulassen, etwa bei einem*r Hautärzt*in. Wird im Rahmen der Untersuchungen die Diagnose erblich bedingter Haarausfall gestellt, so gibt es spezifische Medikamente, die zum Einsatz kommen können, darunter die folgenden:
Haarausfall, unabhängig von der konkreten Ursache, kann sowohl Männer als auch Frauen psychisch enorm belasten und ihre Lebensqualität beeinträchtigen. Zwar stehen zur Behandlung von erblich bedingtem Haarausfall spezifische Medikamente zur Verfügung. Doch diese schlagen nicht in jedem Fall zufriedenstellend an. Zudem kommen sie längst nicht für alle Betroffenen infrage, etwa aufgrund der dauerhaft notwendigen Anwendung oder der verschiedenen möglichen Nebenwirkungen. Daher ist es zum einen grundsätzlich ratsam, vor Beginn einer medikamentösen Therapie ärztliche Beratung einzuholen und sich über die jeweiligen Vor- und Nachteile ausführlich informieren zu lassen. Zum anderen ist es wichtig, neuartige Medikamente zu erforschen, welche Menschen mit erblich bedingtem Haarausfall effektiv helfen können und zugleich verträglicher als bisher zugelassene Mittel sind.
*Anmerkung: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit haben wir die Zitate der Betroffenen hinsichtlich Rechtschreibung und Grammatik angepasst.
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Quellen:
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