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Vor- und Nachteile des Duzens im Unternehmen

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Von Joschka Fischer, Vertrauen und Hierarchie: die Vorteile des Siezens

Wann haben Sie zuletzt einem Kollegen das Du angeboten? Diese Geste des Vertrauens und vielleicht sogar der Freundschaft ist in Unternehmen mit Duz-Kultur nicht mehr möglich.

Unternehmen, in denen das Duzen quasi vorausgesetzt wird, wollen damit meistens eine familiäre, vertrauensvolle Atmosphäre schaffen. Die Kommunikation soll direkter und ehrlicher werden, und Hierarchien sollen abgebaut werden. Aber darin lauert auch eine Gefahr: dass nämlich durch solche kumpulösen Ansprachen Konflikte überdeckt werden. Nur, weil ich meinen Vorgesetzten „Benjamin“ nenne und nicht „Herr Müller“, macht uns das nicht zu guten Freunden und verbessert das nicht unsere Fähigkeit zur Konfliktlösung.

Außerdem gilt immer noch: eine unprofessionell geäußerte Kritik wird mit dem Du schneller persönlich, und eine Beleidigung geht so leichter über die Lippen. Joschka Fischers Zwischenruf "Mit Verlaub, Sie sind ein A***, Herr Präsident!" im Bundestag wird wohl die Ausnahme bleiben. Das Sie kann respektvoller und professioneller wirken.

Duzen gegen Fettnäpfchen

Doch es gibt auch gute Gründe, sich von vorne herein fürs Duzen zu entscheiden.

Das Sie wirkt nämlich steif und veraltet, wenn man sich bereits seit Jahren kennt und kollegial zusammenarbeitet. Und besonders für neue Mitarbeiter ist es unkomplizierter, wenn sich alle Kollegen untereinander duzen: Sie laufen so weniger Gefahr, in Fettnäpfchen zu treten und jemandem ungewollter Weise das Du aufzudrücken. Die richtige Ansprache erfordert ein wenig Fingerspitzengefühl, das nicht jeder gleichermaßen besitzt. Mit dem kollektiven Du machen neue Kollegen nicht nur keine Fehler, sie können sich auch schneller ins Teamintegrieren und fühlen sich vielleicht sogar schneller willkommen.

Daneben gibt es noch immer Menschen, die jede Möglichkeit der Machtdemonstration missbrauchen – eben auch das Siezen. Sich vom Praktikanten oder dem Azubidemonstrativ Siezen zu lassen, zeugt zwar nicht gerade von Charakterstärke, kommt aber immer wieder vor.

Kompromisse schließen

Wie bei so vielen Dingen im Arbeitsalltag gilt: gemeinsam eine Entscheidung zu treffen und über Probleme proaktiv zu kommunizieren, ist das Allerwichtigste. Auch Kompromisse wie das sogenannte „Hamburger Sie“ – also die Ansprache mit Vornamen und Sie – können eine elegante Lösung sein, mit der sich alle zufriedengeben.

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