Respiratorisches Synzytial-Virus – ein ganz schöner Zungenbrecher! Gut, dass es die Abkürzungen RS-Virus und RSV gibt. Viele Menschen, vielleicht auch Sie, haben noch nie von diesem Krankheitserreger gehört oder gelesen, obwohl er bereits 1956 entdeckt wurde. Inzwischen ist dieses hochansteckende Virus auf allen Kontinenten verbreitet. In unserem Blogbeitrag erfahren Sie, worum genau es sich beim Respiratorischen Synzytial-Virus handelt, weshalb die klinische Erforschung dieses Erregers enorm wichtig ist und was Sie tun können, um sich selbst und andere bestmöglich vor einer RSV-Infektion zu schützen.
Das Respiratorische Synzytial-Virus: Ähnlichkeit zur Grippe
Die Verbreitung des Respiratorischen Synzytial-Virus wurde lange Zeit unterschätzt. Tatsächlich ist das RSV ein auf der ganzen Welt vorkommender Erreger akuter Erkrankungen der unteren sowie oberen Atemwege. Das Virus ähnelt der saisonalen Influenza (allgemein besser bekannt als Grippe) zum einen hinsichtlich Saisonalität: So treten Infektionen mit dem RS-Virus in Zyklen auf – in Mitteleuropa am häufigsten während der Winter- und Frühjahrsmonate bzw. im Zeitraum November bis April. Zum anderen äußert sich eine RVS-Erkrankung durch grippeähnliche Symptome, auf welche wir an späterer Stelle des Blogbeitrags genauer eingehen.
RSV-Infektion: mehrere mögliche Übertragungswege
Das Respiratorische Synzytial-Virus gilt als sehr ansteckend. Wie genau verbreitet sich dieser Krankheitserreger? Am häufigsten ist die sogenannte Tröpfcheninfektion – dieser Begriff dürfte uns allen nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie geläufig geworden sein. Wenn eine RSV-infizierte Person beispielsweise niest oder hustet und diese virenbehafteten Tröpfchen in Augen, Nase oder Mund einer anderen Person gelangen, kann diese sich anstecken. Doch es gibt auch andere Ansteckungsmöglichkeiten, zum Beispiel der direkte oder indirekte Kontakt mit dem Mund- oder Nasensekret einer infizierten Person. Auch die Berührung von Türgriffen, Spielsachen oder anderen Dingen, die eine infizierte Person angefasst hat, kann eine Ansteckung zur Folge haben – nämlich dann, wenn die noch gesunde Person sich mit ihren nun virentragenden Händen die Augen oder Nase reibt. An dieser Stelle möchten wir bereits erwähnen, dass erwachsene RSV-infizierte Menschen nicht immer Symptome entwickeln, sie aber auch dann ansteckend sind!
RSV-Infektion: in jeder Altersgruppe möglich
Grundsätzlich können sich Menschen jeden Alters mit dem Respiratorischen Synzytial-Virus infizieren. Vor allem Eltern sollten wissen, dass Säuglinge sowie Kleinkinder besonders häufig von RSV-Infektionen betroffen sind. Tatsächlich gilt das Virus bei ihnen als häufigster Auslöser einer akuten Infektion der Atemwege: Vor Beginn des 3. Lebensjahres haben sich fast alle Kinder mindestens einmal mit dem RSV infiziert! „Mindestens?!“, fragen Sie sich nun eventuell. Ja: Während man beispielsweise an Windpocken in der Regel nur ein einziges Mal erkranken kann, entwickelt man nach einer überstandenen RSV-Erkrankung keine langfristige Immunität. Das bedeutet, dass sowohl Kinder als auch Erwachsene (vor allem jene, die regelmäßig Kontakt zu Kindern haben) sich mehrmals mit dem RS-Virus infizieren können, wobei jedoch eine erneute Infektion üblicherweise milder verläuft.
Von Husten bis hin zu Lungenentzündung: Symptome einer RSV-Infektion
Halten wir an dieser Stelle also fest: Das Respiratorische Synzytial-Virus kann jeden Menschen befallen. Zunächst die gute Nachricht: Jüngere, allgemein gesunde Erwachsene sowie ältere Kinder entwickeln bei einer RSV-Infektion üblicherweise nur leichte, grippeähnliche Symptome wie Halsschmerzen, Husten, Schnupfen und Fieber. In solchen Fällen ist die Erkrankung innerhalb von 3 bis 12 Tagen überstanden. Symptome, die die Atmung betreffen (beispielsweise Husten), können jedoch länger als 4 Wochen andauern.
Nun kommt das große Aber: Bestimmte Personengruppen sind anfällig für einen schweren RSV-Verlauf. Dieser kann beispielsweise gekennzeichnet sein durch eine Entzündung der kleinen Atemwege (Bronchiolitis) oder durch eine schwere Lungenentzündung.
Ein hohes Risiko für eine schwere RSV-Erkrankung besteht zum einen für Säuglinge und Kleinkinder. Insbesondere während der ersten 3 Lebensmonate kann eine RSV-Infektion sehr gefährlich werden: Die Lungen der Babys sind noch sehr klein und die weißen Blutkörperchen noch nicht vollständig entwickelt. Dadurch fällt es dem RS-Virus leicht, sich nicht nur in den oberen, sondern auch in den unteren Atemwegen zu verbreiten. Darüber hinaus entwickeln Frühgeborene und an einer Grunderkrankung (beispielsweise Lungenerkrankung, Herzfehler oder neuromuskuläre Erkrankung) leidende Kleinkinder mit höherer Wahrscheinlichkeit einen schweren RSV-Verlauf. Unter den Kindern, die schwere, einen Krankenhausaufenthalt erfordernde Symptome entwickeln, sind häufiger Jungen als Mädchen vertreten. Außerdem gelten beispielsweise Unterernährung, Passivrauchen, enge Wohnverhältnisse sowie Asthma- oder Allergiefälle in der Familie als Risikofaktoren.
Zum anderen kann das Risiko für eine schwere RSV-Erkrankung auch im Erwachsenenalter erhöht sein, nämlich dann, wenn das Immunsystem geschwächt oder unterdrückt ist (etwa aufgrund einer Organtransplantation) oder eine Herz- oder Lungenerkrankung vorliegt. Zudem entwickeln Personen ab 60 Jahren mit höherer Wahrscheinlichkeit einen schweren RSV-Verlauf.
Darüber hinaus können schwere RSV-Infektionen Spätfolgen, beispielsweise Asthma, nach sich ziehen.
Sie sehen: Eine Infektion mit dem RS-Virus ist nicht zu unterschätzen – für bestimmte Personengruppen kann sie sehr gefährlich werden. Umso mehr drängt sich Ihnen vielleicht die Frage auf, inwiefern eine RSV-Infektion behandelt oder verhindert werden kann.
RSV-Infektion: weder langfristig wirkende Impfstoffe noch Medikamente parat
Die Entdeckung des Respiratorischen Synzytial-Virus liegt inzwischen über 60 Jahre zurück – im Laufe dieser Zeit konnte viel Wissen über das Virus gesammelt werden. Trotzdem ist es bisher nicht gelungen, RSV-Impfstoffe zur aktiven Immunisierung (Aufbau einer langfristigen Schutzwirkung) oder RSV-Medikamente zur wirksamen Behandlung einer bestehenden Infektion zu entwickeln. Insbesondere die Häufigkeit, mit der das RS-Virus mutiert, stellt eine Herausforderung für die Forschung dar.
Die derzeitige Therapie einer RSV-Infektion besteht lediglich darin, Symptome wie Schnupfen, Husten oder Fieber zu behandeln, beispielsweise durch Nasentropfen oder
-spülungen, Zufuhr von Flüssigkeit oder fiebersenkende Mittel. Im Falle eines schweren Verlaufs können eine Krankenhausbehandlung, eine Sauerstoffzufuhr oder sogar eine künstliche Beatmung erforderlich werden.
Langfristig schützende Impfstoffe sowie wirksame Medikamente gegen RSV-Infektionen lassen also noch auf sich warten. Bis dahin möchten wir Ihnen folgende Schutzmaßnahmen ans Herz legen:
RSV-Infektionen im Alltag vollständig zu vermeiden, ist sehr schwierig. Doch durch Befolgen unserer eben genannten Tipps können Sie zumindest das Risiko einer Infektion mit dem Virus reduzieren – zum einen für sich selbst und zum anderen für Ihre Mitmenschen, beispielsweise Ihre Kinder oder ältere oder vorerkrankte Familienmitglieder.
Respiratorisches Synzytial-Virus: Forschen, forschen, forschen!
Unser Blogbeitrag sollte deutlich gemacht haben, dass das Respiratorische Synzytial-Virus ein ernstzunehmender Erreger von Atemwegserkrankungen ist: Für bestimmte Personengruppen besteht ein hohes Risiko, einen schweren bis tödlichen RSV-Verlauf zu entwickeln. Bisher konnten weder Medikamente noch langfristig schützende Impfstoffe gegen RSV-Infektionen zugelassen werden. Doch die Forschung steckt den Kopf keinesfalls in den Sand! Im Gegenteil: Es werden weiterhin viele klinische Studien zum RS-Virus durchgeführt – unter anderem bei emovis. Sie haben Interesse an einer Studienteilnahme? Hier finden Sie mehr Informationen.
Quellen:
In unserer Studiendatenbank finden eine Übersicht unserer aktuellen Studien. Mit unserem Newsletter bleiben Sie darüber hinaus stets über neue Studien informiert. Melden Sie sich gleich an!